Britta Boerdner_Am Tag, als Frank Z.

Leseprobe:

Hinter ihr liegt der Hof des Grünen Baums schon halb im Nachmittagsschatten. Wenn sie hindurchginge, durch das kleine Tor zur Wäschewiese, könnte sie von dort über die Felder Richtung Taunus schauen und in zwei andere Richtungen, hin zur Stadt, in der die Welt beginnt, und hin zum Horizont, hinter dem Amerika liegt mit seinem Vietnamkrieg und seinem Los Angeles, von wo aus man nach Japan sehen könnte, wenn nicht der Pazifik dazwischen wäre, ein Meer, zu dem sie auch einmal will, sie hat auf ihrem Atlas nachgeschaut. Der Himmel über der Hauptstraße jetzt wie angemalt, ein blauer Puppenhimmel, ein einziger Stillstand, wie zerschmolzenes Vanilleeis, schon gelblich an den Rändern, fließt das Sonnenlicht über Fahrbahn und Hausfassaden. Es ist kurz vor vier. Sie will schon aufstehen, ohne zu wissen, was als nächstes kommt, da setzt die Melodie ein. Irgendjemand hat ein Lied in der Musikbox gedrückt, die 1A ganz oben links in der Ecke der Anzeige, »Am Tag als der Regen kam«, eine der alten Platten, an der ihre Oma festhält, obwohl sie von diesen Lügenschlagern angeblich nichts hält.

Lesungen

Spotify-Playlist zum Buch:
Am Tag, als Frank Z. in den Grünen Baum kam

Wie ein Blitz schlägt Frank Z., ein Musiker aus Kalifornien, an einem heißen Sommerwochenende des Jahres 1969 in den beschaulichen Ort in der Wetterau ein. Aus der Dorfdisko hört man zwar Beatmusik, aber der Alltag in Randstetten ist von den wilden Sechzigern weit entfernt. Als der amerikanische Hippie mit seinem VW Käfer wegen einer Panne liegenbleibt, gerät das Leben der Ortsbewohner in Unordnung. In der Pension »Zum Grünen Baum« begegnet er Ev, der siebzehnjährigen Tochter des Hauses. Ev verliebt sich in ihn, und eine bislang verschwiegene Geschichte droht sich zu wiederholen. Doch die Veränderungen, die das plötzliche Auftauchen des Amerikaners in Gang gesetzt hat, sind längst nicht mehr aufzuhalten.

 Aufbruch und Umbruch bestimmen dieses Sommerwochenende in der Wetterau. Mit sicherem Gespür für Stimmungen und die Seelenzustände ihrer Figuren gelingt es Britta Boerdner, die Atmosphäre der Zeit einzufangen und durch ihre präzise Sprache in flirrendes Schwingen zu bringen.


"Besser kann die Liebe nicht anfangen als mit Frank Z. im Grünen Baum – Britta Boerdner erzählt von der Herzensprovinz in uns allen und eröffnet uns Lesern damit eine Welt: die kleine Welt ihrer Heldin Ev, in die die große weite Welt samt E-Gitarre und Schnauzer einbricht, geschrieben in einer Sprache, die das Unglaubliche mühelos glaubhaft macht." BODO KIRCHHOFF

"Britta Boerdners Buch ist kein Heimatroman, sondern eine einfühlsame aber auch ungeschminkte Zeitreise im Sound der 68er. Absolut lesenswert!" Hauptsache Kultur, hr-fernsehen

"Ein atmosphärisch stimmiges Zeitbild der deutschen Provinz." CHRISTOPH SCHRÖDER, Journal Frankfurt

"Man hat beim Lesen den Eindruck, dass die Schilderungen ... minutengenau sind, so präzise und dicht wird alles beschrieben. Ein Buch, das einen trägt. ... Leseempfehlung mit Ausrufezeichen!" BIANCA SCHWARZ, hr2 kultur

"Der Roman erscheint wie ein erfüllter Traum von einem mühelosen Erzählen und Gelingen. Kein Bild braucht Nachdruck." JAMAL TUSCHICK, derFreitag

"Boerdner hat ein ungeheuer dichtes Buch geschrieben, das Liebes- und Entwicklungsroman in einem ist, Heimat- und Regionalliteratur im besten Sinne des Wortes, dazu noch Sozio- und Psychogramm einer Dorfgemeinschaft." WERNER JUNG, Neues Deutschland

"Präzise beobachtet und atmosphärisch dicht aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt." MICHAEL REINARTZ, WDR2

"Wie schon bei ihrem ersten Roman „Was verborgen bleibt“ zeichnet die Autorin detailliert und fein ziseliert Emotionen und sinnliche Erfahrungen nach." CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT, FRANKFURTER RUNDSCHAU

"Britta Boerdner beschreibt ganz wunderbar ein Dorfleben Ende der Sechziger. Als Leser ist man mittendrin." STEFAN SPRANG, HR1

"Britta Boerdner beeindruckt mit atmosphärisch starken Bildern und überraschenden Wendungen. Überzeugend schlägt sie den Bogen zwischen dem Lebensgefühl der 1960er Jahre in der deutschen Provinz und den Einflüssen der amerikanischen Zeit- und Musikgeschichte. So leicht wie präzise gelingt es ihr, größere Perspektiven auf kleinem Raum zusammenzubringen." SYLTER INSELSCHREIBER-STIPENDIUM, JURYBEGRÜNDUNG